Donnerstag, 21. April 2016

Clémentine Beauvais - Dreckstück [Rezension]

Clémentine Beauvais - Dreckstück
Verlag: Carlsen
Hardcover Ausgabe, 96 Seiten

ISBN-13: 978-3-5515-8337-6
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Inhalt:

Dieser beklemmende, kammerspielartige Roman lässt niemanden unberührt: David, ein Junge aus gutem Hause, und seine Clique schwänzen wieder einmal die Schule, als ihnen ein kleines schwarzes Mädchen über den Weg läuft, das offenbar Läuse hat. Einfach so, aus einer Laune heraus, nehmen sie sie mit, um sie in der Wohnung eines der verwöhnten Jugendlichen zu entlausen. Doch dann läuft die Situation immer mehr aus dem Ruder. Der ganze Überdruss, die Arroganz und der aufgestaute Hass der Jugendlichen entlädt sich nun an diesem kleinen Mädchen – und niemand hat den Mut, das grausame Spiel zu beenden …

Meine Meinung:
Ehrlich gesagt muss ich gestehen, dass ich das Buch anfangs gar nicht lesen wollte, schon alleine das Cover und der Klappentext lösen ein beklemmendes Gefühl aus. Einzig und allein wegen der Dünne und der Seitenanzahl an sich habe ich es dann doch mitgenommen aus der Bibliothek. Wenig Seiten können bei so einem Thema einen nicht so
in den Abgrund ziehen und die Gefühlswelt aus den Angeln heben, so habe ich zumindest gedacht.

David, aus dessen Sicht wir die Geschichte miterleben, erzählt rückwirkend von dem Tag, an dem Sie das Mädchen mitgenommen haben. Die Gruppe verabredet sich so wie scheinbar jeden morgen und gerät in Etwas hinein, deren Tragweite sie gar nicht erkannten. Aus jugendlicher Arroganz und Überheblichkeit, aus fehlender Weitsicht und absoluter Emotionslosigkeit und Einfühlungsvermögen.

David ist leider der Einzige, den man in diesem Buch findet, der so etwas wie ein Gefühl von "naja er ist ja nicht ganz so ein Psychopath wie die Anderen" in einem weckt. Die Art und Weise wie die Gruppe ihre Mitmenschen beurteilt und behandelt ist erschreckend, gestört und verstörend. Wer große Freundeskreise kennt, weiß es gibt immer typische Rollen und David ist der Mitläufer der zwar moralisch ist aber ohne Initiative die Moral aufrecht zu erhalten, wenn sie am nötigsten ist. Das ist aber so wenig, dass es einfach für keinen Funken Sympathie reicht. Emotional absolut unreif hat man oft das Gefühl aah jetzt hat David den richtigen Ansatz wie man sich als normaler Mensch verhält, bloß um ihn dann wieder aus den Augen zu verlieren. Von den Anderen gar nicht zu sprechen.


Die Autorin hat auf wenigen Seiten eine entsetzende Stimmung geschaffen, Gefühle hervorgerufen aber am Ende bei mir auch so etwas wie Verständnis und das habe ich nicht erwartet. Jeder kann in eine Situation geraten die mit einem Mal kippt und bei der man den Moment verpasst, in dem man noch hätte etwas ändern können und am Ende mit dem Rücken zur Wand steht.

Man kann sich hinein versetzen in das Opfer, in deren Angst und hilfloser Ohnmacht man hofft, dass sie irgendwie mit heiler Haut davon kommen kann. Ich war sehr froh, dass die Autorin nicht in jeder grausamen Einzelheit erzählt hat, durch was die Kleine durch musste aber das was man liest reicht aus.

Interessant fand ich aber auch dabei, wie die Autorin gekonnt mit der Angst und vor allem der Fantasie des Lesers gespielt hat.

Aufgrund der übersichtlichen Seiten, ist natürlich klar, dass das Buch nicht wirklich in die Tiefe gehen kann und die Charaktere oberflächlich und sehr schubladenmäßig gestaltet sind aber durch diese Einfachheit, hat man selbst Raum für Gedanken und es fordert ein geradezu heraus, sich mit allem auseinander zu setzen. Von Rassismus über Freundschaft, der Gesellschaft, Gruppenzwang und -hierarchien hat man viel Stoff zum nachdenken.

Was mich aber bis jetzt noch ärgert ist, dass die Autorin es in meinen Augen versäumt hat, diese falsche Tat zu reflektieren durch die Täter selbst. Man hat bis zum Schluss das Gefühl, die bekommen eine gerechte Strafe und sind sich auch vollkommen bewusst wofür und verstehen ihr abstoßendes Verhalten.

Fazit:
Ein gutes Buch für die Schüler-Zielgruppe. Eine Zeit in der man lernen muss Verantwortung zu tragen für sein Handeln und die Konsequenzen davon abzuschätzen und dass das oft eine große Herausforderung sein kann.

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